Lilu – Die Schattenfresser/Teil 2

Ohnmächtig

Ich streckte meine Hände nach ihm aus. Wir drehten uns im Kreise, sprangen und tanzten auf dem Tisch herum. Ihr habt schon richtig gehört: auf dem Tisch! So seltsam es für eure Ohren klingen mag, aber Tatsachen sind nun einmal Tatsachen: Von einer Zehntelsekunde auf die nächs­te war ich fast so klein wie Lilu, vielleicht einen Fingernagel größer, und wir hüpf­ten um das Teegeschirr herum. Ein­mal bin ich sogar auf die Kandis-Dose ge­klettert und habe die Kan­diszuckerstückchen erklommen wie ein Gebirgsmassiv. Wir trieben es so toll, bis wir mit solcher Wucht an meine volle Tasse gestoßen sind, dass sie um­fiel und ihren gan­zen Inhalt über uns er­goss. Ich hatte wirklich Angst im Tee zu ertrinken und musste schwim­men wie in einem See. Die Wel­len schlugen über meinem Kopf zusammen. Ein­mal wurde ich nach oben getrieben, ein an­dermal drückte mich ein mäch­tiger Sog tief nach unten.

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Lilu – Die Schattenfresser/Teil 1

Es gibt doch tatsächlich Menschen, die nichts dafür übrig haben, wenn es in ihrem Leben – und sei es auch nur für ein paar Stunden – ge­mütlich zugeht. Ich gehöre nicht zu denen, und ihr sicher auch nicht. Ihr würdet sonst kaum diese Geschichten über Lilu vom Stamme der Lulis zur Hand nehmen und darin lesen und dabei viel­leicht eine wunderbar duftende Tasse Tee mit Kan­diszucker schür­fen.

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Lilu – Die Fernsehfernbedienung/Teil 4

Gefangen

Obwohl ich in einen Western geraten war, war das Klo ein blitzend sauberes WC mit der heute üblichen Ausstattung. Ich erledigte, was jeder Mensch immer wieder erledigen muss, und als ich mir die Hose zumachen wollte, merkte ich, dass ich nackt war, pudelnackt.

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Lilu – Die Fernsehfernbedienung/Teil 3

Mulmiges Gefühl

Ich ging vorbei am Burkhof, wo ich auch heute noch sehr gerne eine Tasse Kaffee im Stehen trinke. Als ich in die Weinstraße ne­ben dem Rathaus einbog, überkam mich ein leicht mulmiges Gefühl. Ich dachte an das bevorstehende Gespräch im KuMi. Es war nämlich durchaus möglich, dass, wenigstens für ein paar Minuten, der Mini­ster persönlich an dem Gespräch teilnahm, und einem Vertreter der Bayerischen Staatsregierung gegenüberzusitzen, ist schließlich keine alltägliche Angelegenheit. Über die Schäfflerstraße und am Dom vorbei, wo bei Sturm, wie auf Warnschildern steht, Gefahr droht, ging ich hinüber zum Loden-Frey. Für ein paar Augenblicke besah ich mir vor der Herder-Buchhandlung die verbilligten Bü­cher, die auf Tischen ausgelegt waren.

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Lilu – Die Fernsehfernbedienung/Teil 2

Wieder da

Er war also wieder da, dieser Lilu vom Stamme der Lulis, so klein, dass er mühelos auf einer Schreibmaschinentaste sitzen und stehen kann. Jetzt saß er auf meinem Ohr, als ritte er auf einem Pferd. Aber ich bin kein Pferd, und wenn ich alles andere als gut gelaunt bin, dann kann ich es nicht leiden, wenn einer auf meinem Ohr reitet. Lilu gegenüber war dies meine schwächste Stelle, bil­dete ich mir wenigstens ein. Aber ehrlich gesagt, Lilu war mir im­mer überlegen. Wenn er auf meinem Ohr saß, war ich ihm bis in meine Gedanken hinein ausgeliefert. Ihr wisst ja, dass er an diesem Platz meine Gedanken, die in meinem Kopf um­gingen, hören konnte. Jawohl, hören, wie immer er das auch anstellte. Und ich sage euch: Das ist ausgesprochen unangenehm. Außerdem sucht er sich mein Ohr immer dann als Mit­gehgelegenheit aus, wenn es mir nicht passt, und damals passte es mir schon gleich gar nicht.

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Lilu – Die Fernsehfernbedienung/Teil 1

Ein Gedichtsel

Ihr wisst ja, dass sich Lilu vom Stamme der Lulis, der so groß ist, dass er bequem auf einer Schreibmaschinentaste stehen kann, oft und gerne als Dichter versucht – wie weiland der Ko­bold Pumuckl, den ihr vielleicht auch kennt. Eines Tages überraschte er mich mit dem fol­genden, wie er zu sagen pflegte, Gedichtsel:

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Lilu – Nur ein bisschen weiter/Teil 2

Nachtkühl

Ich hatte keine Lust, weiter mit Lilu zu streiten. Als Müßiggänger saß er am länge­ren He­bel, an dem ich auch gerne sitzen würde. Da er mir nun auch das Lesen ver­leidet hatte, ob­wohl diese Charles Dickens-Geschichte alle unguten Stimmungen im Nu zu vertreiben in der Lage ist, ließ ich ihn gewähren und er begann zu erzählen:

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Lilu – Nur ein bisschen weiter/Teil 1

Was ist der Mensch? Das ist eine Frage, die mich als Freizeit­schriftsteller immer wieder beschäftigt. Ist der Mensch ein Wesen aus lüsternem Fleisch und Blut mit einer Prise von über den Dingen stehendem oder gar schwebendem Geist? Die hellsten Köpfe haben die Frage, was und wer der Mensch denn sei, zu beantworten versucht, doch sie stellt sich für jeden Menschen immer wieder aufs neue: Was ist der Mensch?

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Lilu – Der Druck lässt nach/Teil 3

Einmal vor, einmal zurück

Ich wollte mich gerade in meine Gedanken über die einzigartige menschliche Würde vertie­fen und ihnen eine Weile mit Muße nachhän­gen, als mein Blick die Uhr streifte, die über der Tür hing, wel­che, schwungvoll verziert, zum Vorraum hinaus­führte. Da schrak ich zusam­men:

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