Hölle in der Bibel

Dieser Text entstand vor einiger Zeit. Ich habe mich mit der Thematik länger beschäftigt. Auch im Studium haben wir das Thema behandelt. Hier habe ich versucht, die komplexe Thematik verständlich zu machen. Da Myriade im Bild Nummer zwei der Impulswerkstatt eine religiöse Thematik anklingen lassen hat, möchte ich diesen Text auch bei der Impulswerkstatt mit einbringen.

Das Wort Hölle geht im Ursprung auf die germanische Sprachwurzel *hel, *hal zurück, was so viel wie „verbergen“ heißt. Daher gab es in der altnordischen Mythologie die Todesgöttin Hel und den gleichnamigen Ort in der Unterwelt, was soviel heißt wie „(die) Bergende“ oder „(die) (die Toten) Aufnehmende“.

Die Hölle ist in zahlreichen Religionen ein unwirtlicher Ort der Bestrafung für Tote, die im diesseitigen Leben dem Glauben verbotene Taten vollbrachten. Es ist also ein Ort der Vernichtung, der Läuterung oder der ewigen Verdammnis. In traditionellen Vorstellungen des Christentums ist die Hölle ein Ort der Dämonen und Teufel. In modernen christlichen Glaubenslehren dagegen wurde dies modifiziert oder ganz fallen gelassen.

Übersetzung in der Bibel

Eine der Gründe, warum diese Vorstellungen fallen gelassen wurden, ist die Übersetzungsproblematik in der Bibel. Mit Hölle wurden folgende Begriffe übersetzt: Scheol, Gehenna und Hades. Diese haben aber teilweise eine andere Bedeutung, einen anderen Zusammenhang und somit auch eine andere Aussage.

Zum Wort Scheol

Scheol (hebräisch שְׁאוֹל Šəʾōl) kommt im Tanach (Bezeichnung für die hebräische Bibel) 66 mal vor. Er bezeichnet zwar einen Ort der Finsternis, zu dem alle Toten gehen. Das heißt: Es ist ein Ort für Gerechte und Ungerechte. Dieser Ort der Stille und Dunkelheit ist vom Leben abgeschnitten. Die Etymologie des Wortes ist bis heute nicht geklärt, da es in den vielen anderen semitischen Sprachen keine Entsprechung findet. Zum einen leitet Ludwig Köhler scheol von seiner Wurzel („verwüstet sein“) ab. Der Bibelexeget Roger Liebi dagegen leitet sich das Wort von sha’al („verlangen, fordern“) ab. Da es im Tanach stets ohne bestimmten Artikel verwendet wird, ist es vermutlich ein Eigenname. Das Wort wird nur mit dem Tod in Verbindung gebracht.

Der Scheol-Tod selbst ist kein Ende der Existenz, sondern ein Abwarten auf die Auferstehung (Ps 16,10;49,16). Auch im christlichen Glauben ist der Scheol ein Aufenthaltsort der Toten. Dieser wird unterteilt. Es gibt einen Ort für Erlöste und einen für Verlorene (Lk 10,15). Beide sind voneinander getrennt (Lk 16,26):

Mit Paradies oder „Schoß Abrahams“ (Lk 16,11-31) wird der Ort für die Erlösten bezeichnet. Abraham als „Vater aller Glaubenden“ (Roman 4,16) steht für einen Ort der Ruhe. Hier sind jene, die vor Christi Auferstehung im Glauben an Gott gestorben sind.

Die Verdammten warten dagegen im Scheol auf ihr Endgericht.

Als Herr der Toten und Lebenden hat Christus den Schlüssel für den „Scheol“ (Roman 14,9; Offb 1,18). Das endgültige Ziel ist im Christentum also nicht der „Scheol“. Dieser wird nämlich nach dem Millennium geleert und vernichtet (Offb 20,13-14).

Zum Wort Geenna (oder Gehenna)

Mit der hebräischen Bezeichnung Ge-Hinnom, seltener auch Ge-Ben-Hinnom (גֵּי־הִנֹּם oder גֵּי בֶן הִנֹּם Gej [Ben] Hinnom, deutsch ‚Schlucht [des Sohnes] Hinnoms‘) findet man ein Toponym (Ortsnamenkunde) im biblischen Juda im Alten Testament. Teils wird es in der Septuaginta (griechische Übersetzung des Alten Testaments) übersetzt. Teils findet sich aber auch die gräzisierte Form Gehenna (γαιεννα) oder ähnlich (γαιβενενομ, γαι-βαναι-εννομ). Diese Schlucht südlich der Jerusalemer Altstadt kann auch heute noch besichtigt werden. Dies war ein Opferplatz für den Ammoniter-Gott Moloch (2 Kön 23,10). Die Opferung der Kinder wurde auch von den Israeliten im 10. Jh. v. Chr. bis hin in die Zeit des babylonischen Exils (6. Jh. v. Chr.) vollzogen. Jeremia nannte das Tal daher „Schlucht der Umbringung“ (Jer 7,31-32;19,5-9) und verurteilte diese Opfergaben. Um eine Fortsetzung dieser Bräuche zu verhindern, wurde daraus eine zentrale Müllhalde. Einige Forscher sind überzeugt, dass hier zu Zeiten Jesu Leichen von Gesetzesübertretern verbrannt wurden. Daher sahen jüdische und christliche Theologen in diesem Ort ein Bild für die „Hölle“, was allerdings ursprünglich eine komplett andere Bedeutung hatte. Auch wenn einige Bibelübersetzungen diesen Ort weiterhin als „Hölle“ bezeichnen, so ist es ursprünglich lediglich eine Ortsangabe.

Unter diesem Einfluss müssen auch die Stellen im Neuen Testament betrachtet werden, in denen Gehenna letztlich mit Hölle übersetzt wird (siebenmal bei Matthäus, dreimal bei Markus, einmal bei Lukas und einmal im Brief des Jakobus).

Zum Begriff Hades

Der Begriff Hades ist für Talmudforscher Chaim Milikowsky ein Synonym für Gehenna. Bei Matthäus ist Gehenna/Hades der Ort einer Bestrafung nach dem Weltende. Es betrifft Körper und Seele zugleich. Lukas dagegen sieht laut Milikowsky Gehanna/Hades als eine Bestrafung der Seele unmittelbar nach dem Tod.

Der Exeget des Neuen Testaments Joachim Jeremias dagegen geht von einer scharfen Trennung von Gehenna und Hades aus. Hades ist dabei der Aufenthaltsort während der Zwischenzeit zwischen Tod und künftiger allgemeiner Auferstehung. Gehenna dagegen sei der ewige Aufenthaltsort der im Jüngsten Gericht Verdammten.

Zusammenfassung

Es gibt also in der Bibel nicht die Hölle, die das traditionelle Christentum beschrieben hat und das immer noch manche Menschen vermittelt bekommen.

Selbst die Interpretation der Exegeten geht auf Grundlage verschiedener Annahmen auseinander, da die Wortherkunft einzelner Begriffe nicht zu hundert Prozent geklärt ist. Eins jedoch ist eindeutig: Der oft übersetzte Begriff „Hölle“ in den deutschen Bibeln ist vielschichtig und bedarf je nach Bibelstelle und Zusammenhang einer genaueren Betrachtung, ehe darüber geurteilt wird. Dennoch streiten sich auch darüber weiterhin die Experten.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hölle#Hölle_und_ähnliche_Begriffe_in_der_Bibel,_Übersetzungsprobleme

https://de.wikipedia.org/wiki/Gehinnom

https://de.wikipedia.org/wiki/Scheol

7 Kommentare zu „Hölle in der Bibel“

  1. Aha, liebe Monika, das ist ja wirklich ein ungewöhnliches und interessantes Thema. Es freut mich sehr, dass die Impulswerkstatt von so vielen thematischen Seiten bereichert wird. Ich wusste zwar, dass das Fegefeuer für ungetaufte Kinder irgendwann abgeschafft wurde, aber dass die Hölle ein umstrittenes Thema ist, wusste ich nicht. Herzlichen Dank für den Beitrag aus Bereichen von denen ich nur wenig weiß.

    Gefällt 1 Person

    1. Ja, es ist ein umstrittenes Thema in der Forschung. Ich habe in diesem Text versucht, die komplexe Thematik für alle verständlich zu machen. Ich glaube aber nicht, dass das Thema endgültig gelöst wird, da es zu viele und zu verschiedene Interpretationen gibt.
      Es freut mich, dass ich meine Gedanken zur Impulswerkstatt beitragen kann. Es macht immer wieder Freude.

      Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: