Lob der Schlummertaste

Die Segnungen der modernen Technik sind vielfältig. Äußerst segensreich sind die modernen Wecker, genauer deren Schlummertaste.

Dieses Heavy-Metal-Monster hat mich als Schulbub in den 1960er Jahren um den Schlaf gebracht und kann noch heute die Gehörgänge im Umkreis von mehreren Kilometern zum Einsturz bringen. (Foto: Bernhard Huber)

Die Erfindung der Schlummertaste ist mindestens so segensreich wie die Erfindung des Buchdrucks, des Telefons und des Koffers auf Rädern zusammen. Wer die Tick-Tack-Monster von früher noch kennt, die mehr Zeitbombe als Wecker waren, wird mir beipflichten.

Das Aufwachen gehört zusammen mit dem anschließenden Aufstehen zu den intimsten Augenblicken im Leben eines jeden Menschen. Wer das Aufstehen organisieren, also einen Wecker einstellen muss, sieht sich mit der unerfreulichen Tatsache konfrontiert, dass er die Zerstörung dieser Intimität durch eine Maschine hinzunehmen hat. Der Wecker verrichtet sein Werk ohne Ansehen der Person, der er zu dienen hat.

Genau hier jedoch kommt die Schlummertaste ins Spiel, genau hier entfaltet sich ihre segensreiche Wirkung. Ich kann dem seelenlosen Wecker noch einige Augenblicke abtrotzen, um das Aufstehen etwas weniger abrupt vollziehen zu müssen. Indem ich, nach dem ersten Gelärme des Weckers, diese Taste betätige, kann ich mich beruhigt noch einmal umdrehen und weiterdösen. Wenn der Wecker nach etwa zehn Minuten erneut anhebt, klingt das beileibe nicht mehr so brutal, wie noch kurz zuvor. Und doch: Ich drücke erneut auf die Schlummertaste, und sei es nur, um dem Wecker zu zeigen, wer hier der Herr im Hause ist. Mit der Schlummertaste setze ich den Wecker jeden Tag für ein paar Momente außer Kraft, was meinem Selbstbewusstsein als Mensch überaus zugute kommt.

Ich genieße die Funktion der Schlummertaste regelrecht. Ich plane die Weckzeiten prinzipiell so, dass ich sie mindestens dreimal auslösen kann.
Ich behaupte: Die Schlummertaste hat die Menschheit friedlicher gemacht. Vom Buchdruck, vom Telefon oder auch vom Koffer auf Rädern würde ich das nicht so uneingeschränkt behaupten.

Autor: Emsemsem

Ob gereimt oder nicht: Ich mach's und mag's kurz auf Emsemsem.net, wo es vorwiegend Aphorismen und Gedichte gibt. Ein paar Kleinigkeiten gibt es auch auf youtube.de/@emsemsem.

Ein Gedanke zu „Lob der Schlummertaste“

  1. Hörte schon von diesem Zauberding,
    hat bei mir jedochkeinen Sinn,
    was mich aus dem Traumland holt,
    ist Donner nah am Ohr, der grollt,
    wenn dann auch ein Blitz einschlägt,
    in mein weiches Kissen,
    dann stehen die Chancen gut,
    dass ich aufwach‘ ganz dienstbeflissen!
    Ydu 😉

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