Kausaler Zusammenhang

Oft schon hat man mich in meiner Eigenschaft als Verbraucher davon in Kenntnis gesetzt, ich müsse mich auf einen höheren Preis für dies oder das „einstellen“. Aber nicht einmal hat man mir erklärt, wie dieses „Einstellen“ zu bewerkstelligen ist. Soll ich mich etwa, Unterwürfigkeit heuchelnd, um eine spontane Gehaltserhöhung bemühen, weil ich mich gemäß Tagesschau-Diktum auf höhere Preise vorbereiten müsse? Oder soll ich bei der Bundesdruckerei vorstellig werden, um sie unter Angabe meiner Bankdaten dazu zu bringen, die Produktion von Geldscheinen insbesondere zugunsten meiner analogen Barschaft zu intensivieren?

Auf ähnliche Weise gerät mein Denkapparat in Unruhe, wenn ich höre, wir Verbraucher wären „bereit“, für dies oder das, mehr zu bezahlen. An Ladenkassen spielt diese Bereitschaft allenfalls insofern eine Rolle, als sie pauschal vorausgesetzt wird. Noch nie aber bin ich gefragt worden, ob ich zur Entrichtung der laut Bon geforderten Summe Geldes bereit sei oder ob ich es vorzöge, die in meinem Einkaufswagen befindlichen Waren einfach so mitzunehmen. Und erst recht ist es mir noch nie eingefallen, das Verkaufspersonal zu ermuntern, die Rechnung großzügig nach oben aufzurunden, weil sich der launische Dämon des Geldverjubelns meiner armen Seele bemächtigt hat oder weil mein aktueller Lebenssinn in der altruistisch motivierten Anhebung von Umsatzkurven aller Art besteht.

Fazit: Geld ist weder eine Sache der Einstellung noch der Bereitschaft. Man hat es oder man hat es nicht, und solange eins plus eins zwei ergibt, wird sich am kausalen Zusammenhang von „verjubeln“ und „verschuldet“ nichts ändern.

Autor: Emsemsem.net

Ob gereimt oder nicht: Ich mach's und mag's kurz auf Emsemsem.net, wo es vorwiegend Aphorismen, königlich-bayrische Reimungen über den niederbayrischen Kini und Gedichte gibt. Wie gesagt: vorwiegend.

17 Kommentare zu „Kausaler Zusammenhang“

  1. Tja, wir leben mit Euphemismen, Worthülsen, das war schon immer so (oder?). Schlimm ist es, wenn diese nicht als solche erkannt und für „voll“ genommen werden.
    Danke für deine Gedanken und natürlich für die Etüde!
    Morgenkaffeegrüße ⛅💻☕🍪

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          1. Nicht, wenn gefühlt der ganze Diskurs aus Polemik besteht. Das kann amüsant sein, aber es muss im richtigen Verhältnis stehen, sonst ist es Effekthascherei …

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          2. Im übrigen vermute ich hinter geschliffenem und polemisch zugespitztem Reden in der Regel erst einmal: heiße Luft. Die lasse ich dann sich verziehen, um zur Sache zu kommen, sofern eine da ist.

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  2. Also vorstellig zu werden bei der Staatsdruckerei würde ich auf jeden Fall in die engere Auswahl ziehen – mit Kamerateam im Schlepptau. Das würde sicher unterhaltsam und vermutlich zur Bekanntschaft mit dem Security-Team führen *gg*

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