Die Uhr tickt

Bei den Wortspenden, die Christiane dem schreibenden Internetvolk als Inspirationsanreiz anbietet, ist meistens eines dabei, das besonders anspricht und ein zweites, das sich damit gut verbinden lässt. Wäre da nicht auch noch ein drittes, das in den maximal 300 Wörter umfassenden Text einen sinnvollen Platz beansprucht, sich aber dagegen wehrt. Dieses Mal geht es um die Wörter Prophezeiung, anständig und verkrümeln.

Was die Zukunft anlangt, so stehe ich auf dem Standpunkt: Die Gegenwart geht vor. Das ist der beste Schutz vor pompösen Prognosen, die tagtäglich auf mich niederprasseln und oft genug in handfeste Fünfnachzwölf-Prophezeiungen ausarten. Schnell ist dann die Rede von meinem Untergang. Ich komme mir bald vor wie im Mittelalter, als alle Nase lang jemand die Angst vor meinem nahen Ende herbeischwor und die Gehirne zu vernebeln suchte.

Schließlich ist es alles andere als anständig, Angst zu verbreiten, erst recht, wenn Kinder zuhören, die dadurch nur irritiert werden. Was soll man denen sagen, wenn sie fragen, was das ist, ein Weltuntergang? Kinder sind doch die Hoffnungsträger schlechthin und sollen am Leben Freude haben, Zukunft inklusive. Kinderseelen darf! man! nicht! mit Untergangsgequassel verschrecken.

Statt dessen plustern sich Künstler mit Dystopien aller Art in die öffentliche Aufmerksamkeit, als würde der kreative Entwurf einer Utopie ihr bisschen Fantasie überfordern. Es scheint fast, als wollten sie mein Ende geradezu herbeikünsteln, weil eh schon alles wurscht ist. Ein freitäglich klimastreikender Schüler ließ einmal verlauten, dass er schwänzt, weil er wegen der Erderwärmung bald sowieso nicht mehr in die Schule gehen kann. Warum streikt er dann überhaupt?

Da macht Weltsein echt keinen Spaß, obwohl ich mich eigentlich megagerne um die eigene Achse drehe, so dass man die Uhr danach stellen kann. Aber jetzt würde ich mich am liebsten ins hinterste Eck des Universums verkrümeln. Dann können die Menschen Weltuntergang spielen, bis es zu spät ist. Aber keine Sorge. Ich drehe mich weiter. Und die Uhr tickt und tickt und tickt…

Autor: Hu&ers►◄EntnetZungen auf Emsemsem.net

Ob gereimt oder nicht: Hu&er macht's und mag's kurz auf Emsemsem.net, wo es vorwiegend Aphorismen, königlich-bayrische Reimungen über den niederbayrischen Kini und Gedichte gibt. Wie gesagt: vorwiegend.

5 Kommentare zu „Die Uhr tickt“

  1. Ich habe zuerst gar nicht mitbekommen, wer spricht. 😉
    Und ich gebe dir recht: Angst ist immer ein schlechter Ratgeber, den Kopf in den Sand zu stecken, ist es auch.
    Möge die Welt sich noch lange bei bester Gesundheit weiterdrehen (können, wollen)! 😉
    Herzliche Sonntagmorgenkaffeegrüße 😁🌤️🌳🌻🌲☕🍪👍

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  2. Scheint dem Planeten Erde doch nicht ganz egal zu sein, wenn er einem Siechtum und Schmerzen entgegen geht. Also mahnt uns Mutter Erde mit Stürmen, Vulkanausbrüchen, Erderwärmung zu mehr Vernunft, bevor sie noch ganz andere Register aufzieht!

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