Museum mit ä

Die neue Worttrias aus Christianes abc-Etüden (Museum, biografisch, erinnern) gibt mir die willkommene Gelegenheit, ein von mir besonders geschätztes Künstlerduo zu würdigen – und den ihnen gewidmeten „Showroom“ im Herzen Münchens gleich mit.

Dass es in München ein Hofbräuhaus gibt, weiß man. Und dass man hier hervorragende Museen, etwa das Deutsche Museum, besuchen kann, auch. Aber dass es eines gibt, das sich bairisch akzentuiert mit „ä“, also Musäum schreibt, auf dessen Turm, dem Turm des Isartors, eine Uhr die Zeit zwar korrekt, aber verkehrt herum anzeigt, ist eher weniger bekannt.

Es ist das „Valentin Karlstadt Musäum“, das an das legendäre Volkssänger-Duo Karl Valentin und Liesl Karlstadt erinnert. Die beiden haben auf der Basis des bairischen Dialekts Couplets, Mono- und Dialoge, Szenen und Theaterstücke entwickelt. Das tut es aber nicht auf die Weise, die man erwarten würde, also mit der Präsentation von historischen und biografisch bedeutsamen Erinnerungsstücken aus dem Nachlass der beiden Künstler, zum Beispiel Manuskriptseiten oder so. Nein, dieses Musäum, das 99jährigen in Begleitung ihrer Eltern freien Eintritt gewährt, verfolgt keine biografischen Absichten. Ihm liegen lediglich die skurrilen Ideen Karl Valentins zugrunde, etwa eine geschmolzene Schneeplastik.

Hier wird man also mit allerlei Klamauk unterhalten bis man oben im Stüberl ankommt, wo man sich stärken kann. Als Vater habe ich übrigens die Erfahrung gemacht, dass Kinder große Freude an den filmischen Szenen mit Valentin und Karlstadt haben, eben weil sie voller Kalauer sind und man der Dialogstruktur leicht folgen kann. Dass man von den beiden dann ein Leben lang nicht mehr loskommt, liegt dann an der Abgründigkeit ihrer Kunst, die sich so nach und nach erschließt.

Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Es geht um Kunst. Karl Valentin war einer der ersten, der mit dem Medium Film experimentiert hat. Sogar Hollywood ist auf ihn aufmerksam geworden. Dahin zu reisen, ist für den notorischen Hypochonder jedoch nicht in Frage gekommen. Außerdem hat kein Geringerer als Bert Brecht das dramaturgische Genie Valentins gelobt, sogar kopiert, etwa den Verfremdungseffekt.

Autor: Hu&ers►◄EntnetZungen auf Emsemsem.net

Ob gereimt oder nicht: Hu&er macht's und mag's kurz auf Emsemsem.net, wo es vorwiegend Aphorismen, königlich-bayrische Reimungen über den niederbayrischen Kini und Gedichte gibt. Wie gesagt: vorwiegend.

3 Kommentare zu „Museum mit ä“

  1. Genau, die 99-Jährigen in Begleitung ihrer Eltern … 😉
    Ich wusste von der Existenz des Hauses, nur das „Musäum“ war mir neu. Zugegeben, ich war im Leben noch nicht sehr oft in München, wäre ich mal dort gewesen, hätte ich das bestimmt nicht mehr vergessen.
    Ja, Leute intelligent zu unterhalten, ist nicht leicht, und die beiden sind ganz vorne dabei. 😁🧡
    Vielen Dank fürs Mitschreiben! 👍
    Morgenkaffeegrüße 😁☁️🍁☕🍪👍

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