Was ist Segen?

Ich hörte vor Kurzem den Satz eines älteren Herrn, der im Bus telefonierte. Er sagte zum Schluss: „Gott segne Sie.“ Diesen Satz hört man heutzutage selten und in Kombination mit dem Bild Nummer 1 von Myriades Impulswerkstatt habe ich mir Gedanken über den Segen gemacht und etwas recherchiert.

Segen – ein weitreichendes Wort – hat sogar in Kreuzworträtseln Einzug gehalten. Dort wird es synonym mit „Gottes Gnade“ verwendet. Meist trägt der Rater dann das Wort Segen ein. Doch allein mit Gottes Gnade kann man den Segen nicht richtig erfassen. Mit Segen generell ist verbunden, von Gott etwas Gutes zu erbitten. Der Wunsch nach einem guten Leben ist in jedem vorhanden. Daher erlebt der Segen gerade in Krisenzeiten immer eine Hoch-Phase. Denn gerade hier ist der Segen und der Wunsch nach einem guten und friedvollen Leben gegenwärtig.

Das Wort Segen selbst kommt ursprünglich aus dem Lateinischen Signum und bedeutet Zeichen, Abzeichen, Kennzeichen. Ab dem späten zweiten Jahrhundert wird damit auch das Kreuzeichen im Christentum bezeichnet. Segen selbst ist ein Gebet oder ein Ritus, der in vielen Religionen Einzug gefunden hat. Ich selbst beschränke mich hier auf den christlichen Teil des Segens.

Schon im Alten Testament spielt der Segen eine zentrale Rolle. In der Schöpfungsgeschichte wird klar, wie wichtig der Segen ist, da Gott seine Schöpfung segnete, damit sie sich vermehren kann. Prinzipiell werden hier zwei Arten von Segen unterschieden, den priesterlichen Segen, der in Numeri 6,24-26 mit dem aaronitischen Segen eingeführt wird. Dieser ist die Anrufung des Segens, der von Gott auf den Menschen kommt, also von oben nach unten. Es gibt aber auch den Segen, der von unten nach oben steigt. Damit ist das Lob Gottes gemeint, was man unter anderem in den Psalmen beobachten kann (z.B. Psalm 103).

Das Neue Testament erweitert den Kreis der segnenden Völker. Im Alten Testament wurde das ausgewählte Volk Israel gesegnet. Christus selbst aber bringt die Verheißung in andere Völker (Gal 3,13-14). Um auf den Gnadenbegriff vom Kreuzworträtsel zurück zu kommen, diese Verbindung finden wir tatsächlich schon im Neuen Testament, genauer gesagt bei Paulus. Gnade ist für ihn der zentrale Segensbegriff. Wie im Alten Testament sind auch hier zwei Richtungen möglich. Einerseits empfangen Menschen Gnade von Gott (1 Petr 5,5), andererseits geben Menschen Gott Gnade (1 Kor 15,57). Dass Menschen Gott Gnade geben ist eine Antwort auf das, was wir selbst erfahren dürfen.

Durch den Segen erfahren wir nicht nur, dass wir im gemeinsamen Glauben sind, sondern auch, dass Statusunterschiede zwischen uns und Gott keine Rolle spielen (Hebr 7,7).

Segensgesten sind dabei sowohl das Handauflegen als auch das Kreuzzeichen. Hiermit wollen die Christen bekräftigen, dass das, was Jesus war und mit seiner Auferstehung wurde, mit ihnen ist.

Ich selbst kann mich noch an eine Tradition aus meiner Kindheit erinnern. Jedes Mal, wenn wir uns bei unserer Oma verabschiedet haben, hat sie uns das Kreuzzeichen auf die Stirn gezeichnet. Nicht nur als Segen, dass wir gut nach Hause kommen, sondern auch als ein Segen, der uns durch das ganze Leben begleiten soll.

Segen ist nichts Spezielles und auf keine spezielle Situation ausgerichtet, auch wenn mancher Segensgottesdienst das vermuten lässt. Der Segen vielmehr umfasst all das, was der Gesegnete braucht.

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