an die kindheit

Ein Zufall bei der Betrachtung der Inspirations(an)reize von Myriades Impulswerkstatt führt mich zu diesem Gedicht, das 1984 in meinem Buch „leichten fußes“ erschienen ist. Ich finde, es passt zu Bild 4.

Mit diesem Gedicht verbinde ich übrigens eine ganz besondere Erinnerung. Ich habe es einmal an Weihnachten meiner Mama geschenkt. Viele Jahre später ist es ihr wieder untergekommen, und sie, eine einfache Frau, hat es mir am Telefon vorgelesen. Fehlerfrei, obwohl es ohne Interpunktion und ohne Großbuchstaben geschrieben ist. Es hat ihr so sehr gefallen, und mich hat es das Herz angerührt, es aus ihrem Mund zu hören.
wo sind sie hin
meine träume
die gar
keine träume
waren weil in
ihnen allzusehr
die möglichkeit 
steckte wirklichkeit
zu werden
sie sind wirklich
nur ich bin nicht
mehr der der ich war
ich habe
meine träume
in meinen kinderschuhen
zurückgelassen die
ich vor langer zeit
ausziehen musste
meine kindheit ist
nur noch erinnerung
und jetzt bin ich
von sehnsüchten
geschüttelt die mir
meine kindheit
wieder herbeiholen wollen
ich aber möchte von
mir aus zu ihr zurück

Autor: Emsemsem

Ob gereimt oder nicht: Ich mach's und mag's kurz auf Emsemsem.net, wo es vorwiegend Aphorismen und Gedichte gibt. Ein paar Kleinigkeiten gibt es auch auf youtube.de/@emsemsem.

4 Kommentare zu „an die kindheit“

  1. Für dich ist eine schöne Erinnerung damit verbunden, für mich ist es ein Beispiel für einen gelungenen Text ohne Großbuchstaben und Satzzeichen. Über den Gedanken in den letzten Zeilen muss ich noch nachdenken. Herzlichen Dank für den Beitrag!

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