zum fürchten schwarz

Dieses Gedicht, das ich etwa Ende der 1970er geschrieben habe, passt sehr gut zu Bild 3 aus Myriades Impulswerkstatt.
der himmel ist zum
fürchten schwarz die
ersten dicken regentropfen klatschen
auf deinen ungeschützten kopf
ringsumher siehst du nur
beine arme und rümpfe
und du spürst langsam wie
alleine und hilflos du jetzt
bist jeder schaut jetzt
zuerst auf sich jeder will
raus aus diesem ungewitter
dem regen dem donner dem blitz
entfliehen die angst vor
der bedrohlichen schwärze
des himmels hier zurücklassen
unterschlüpfe zum schutz vor
dem regen werden zu schlachtplätzen
jeder versucht sein erobertes
fleckchen um alles in der welt
zu verteidigen nur keine nassen haare
mehr kriegen wer zuerst kommt
malt zuerst und
den letzten beißen die hunde
sogar frevler fangen jetzt
zu beten an herr beschütze mich
vor den mächten der finsternis
in so einer situation
bleibt dir nichts anderes
übrig als
im regenwasser zu ertrinken
dich vom blitz verkohlen
vom donner erschlagen
vom wind blutleer peitschen zu lassen
und im sterben unterschlupf zu suchen

Autor: Emsemsem

Ob gereimt oder nicht: Ich mach's und mag's kurz auf Emsemsem.net, wo es vorwiegend Aphorismen und Gedichte gibt. Ein paar Kleinigkeiten gibt es auch auf youtube.de/@emsemsem.

7 Kommentare zu „zum fürchten schwarz“

  1. Aha, das ist ja ein Anschauungsstück für die Entwicklung deiner Texte! Ein Jugendwerk gewissermaßen: kleingeschrieben, mit Anrede an ein „Du“, ein sehr schneller Rhythmus, ein eher pessimistischer Blick auf die Welt und die Mitmenschen und sehr viel länger als deine heutigen Texte, die ja viel komprimierter, viel verdichteter sind und nicht mehr klein geschrieben.
    Mich würde interessieren warum du die Kleinschreibung aufgegeben hast. Ich habe das schon bei mehreren Leuten beobachtet und wüsste gerne die Gründe dafür.
    Was mir an diesem Text sehr gefällt, ist das Tempo, die schnellen Assoziationen mit Redewendungen und die „Leitfarbe“ schwarz und finster.
    Vielen Dank für den interessanten Beitrag!

    Gefällt 1 Person

    1. Ich habe die Kleinschreibung nicht aufgegeben. Für ist sie weiterhin ein Mittel der Wahl, etwa wenn ich es dem Leser überlasse, die im Text enthaltene Rhythmik zu entdecken. Aus einem ähnlichen Grund lasse ich, meistens damit kombiniert, die Interpunktion weg, um dem Spiel fer lyrischen Kräfte zwischen dem lyrischen Ich und dem Leser so viel Freiraum wie möglich zu lassen. Bei humoristischen Gedichten mache ich hingegen hemmungslos von Reim, Versmaß usw. Gebrauch. Denn allein ein wohlgesetzter Endreim kann eine Pointe sein und so manchen Nonsens veredeln. Oder so. 😉

      Gefällt 1 Person

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