Scheinbar nur der Sidekick

Zum 2. Adventssonntag möchte ich das Augenmerk auf Josef, den Mann Marias, richten, der dem Anschein nach nur der Sidekick rund um die Ereignisse der Geburt des Heilandes ist, und dem auch sonst im gesamten Leben der Heiligen Familie nur eine Nebenrolle zugestanden wird. Vielleicht trifft das sogar zu, aber unbedeutend war er deshalb keineswegs. Im Gegenteil.
Auch für den Vater ist die Geburt seines Kindes ein dramatisches Ereignis. Warum sollte das bei Josef anders gewesen sein? Noch dazu musste er erst einmal damit klarkommen, dass seine Braut schwanger war – und zwar nicht von ihm. Er, der im Buch Matthäus als gerecht bezeichnet wird, wollte sie deshalb schon verlassen, und zwar „in aller Stille“, um sie nicht bloßzustellen. Selbst wenn er einen Account bei Twitter oder einen WordPress-Blog gehabt hätte, wäre er wohl ganz diskret und möglichst spurlos aus dem Leben Marias verschwunden. Er muss sie sehr geliebt haben.
Doch da bekommt er im Traum Besuch von einem Engel, der ihm mitteilt, dass das Kind, das Maria erwartet, vom Heiligen Geist ist. Er soll dem Sohn, den sie gebären wird, den Namen Jesus geben. Das Evangelium nach Matthäus erinnert dabei an die Prophezeiung im Alten Testament, in der es heißt, dass „die Jungfrau“ empfangen und einen Sohn gebären werde, dem man den Namen Immanuel gebe, „Gott mit uns“.
Josef erwacht und tut, was ihm der Engel aufgetragen hat. Wie Maria fügt also auch er sich klaglos in den Willen Gottes.
Allein daraus, dass Gott mit Josef im Traum kommuniziert, zeigt, dass Josef ein einfühlsamer Mensch ist. Die Sache mit der nicht durch ihn schwangeren Maria beschäftigt ihn zwar, aber er will nicht, dass sie deshalb gesellschaftliche Schmach und Schande erfährt. Auf Gottes Eingebung hin hält er schließlich zu ihr und nimmt die Vaterschaft des erwarteten Kindes an.
Allerdings hat man Josef nicht wie Maria, der man Bezeichnungen wie „Gottesgebärerin“ oder „Gottesmutter“ beigelegt hat, mit derlei Ehrentiteln bedacht. Es bestünde wohl das Risiko, die Vaterschaft Gottes und damit die Gottessohnschaft Jesu zu verdunkeln. Dass dies nicht passiert, darauf hat Jesus selbst den größten Wert gelegt. Zwar hat er sich ohne Abstriche in die Familie mit Josef und Maria eingefügt. Zugleich aber hat er sie, wenn es sein musste, durchaus vor den Kopf gestoßen, wenn er ihnen klarmachte, wo sein (wirklicher) Vater ist: im Himmel nämlich.
Am nächsten, dem dritten Adventssonntag, möchte ich noch ein paar Gedanken über das Vatersein formulieren. Bis dann!
Teil 1 der Adventsreihe auf allerleigedanken.net: hier.
Hat dies auf Emsemsem.net rebloggt.
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