Das Buch „Mystiker: Der innere Weg zu Gott“ erschien in der Reihe der evangelischen Sonntagsblatt Edition. Es enthält 52 Porträts von Mystikern. Von Jesus über Franz von Assisi, Martin Luther Dschelaleddin Rumi, Buddha bis hin zu Dorothee Sölle, Jörg Zink oder Richard Rohr deckt das Buch ein breites Bild von Mystikern ab. Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus: In all diese Religionen bietet das Buch einen mystischen Einblick. Die mystischen Persönlichkeiten werden zunächst kurz mit ihrem Lebenslauf vorgestellt und ihr mystischen Texte mit Original-Texten untermauert. Am Ende eines jeden Portraits findet sich ein Zitat mit einem kleinen Impuls zum Nachdenken.
Die Autoren sind überwiegend evangelisch, aber auch ein paar katholische Theologen haben Artikel geschrieben. Schwerpunkte wurden gelegt auf die christliche Mystik des Mittelalters vor Luther, die Mystik im frühen Protestantismus nach Luther sowie die Moderne und Mystik im 20. Jahrhundert. Natürlich haben sie sich hier – was in der Natur der Sache liegt – tendenziell auf evengelische Mystiker beschränkt.
Als katholische Theologin fand ich das Buch dennoch lesenswert und inspirierend. Einige Biografien kannte ich bis jetzt noch nicht und die Zitate regten zum Nachdenken an. Der Blick über den Tellerrand ist ihnen gelungen. Dennoch fehlte mir in der Moderne und im 21. Jahrhundert die Abgrenzung zwischen evangelischer und katholischer Mystik. Genauso wie zu Judentum, Islam oder Buddhismus hätte man einen Exkurs zur katholischen Mystik einbauen können. Dieser Aspekt der großen Religionen hat meiner Ansicht nach komplett gefehlt. Dagegen wurde meistens einheitlich vom Christentum gesprochen. Dabei ist das Christentum selbst äußerst vielfältig und hat nicht eine stringente Mystik.
Als Impulsgeber ist trotz dieser Mängel das Buch äußerst lesenswert. Vertiefte Betrachtungen allerdings lassen sich nicht erwarten, wenn die Mystiker in drei Seiten vorgestellt werden. Es kann nur einen Überblick geben. Wenn man sich tiefer damit beschäftigen möchte, kann dieses Buch als Anfang dienen, um einen Überblick zu erlangen. Man sollte sich aber – unabhängig davon welcher Glaubensrichtung man angehört – bewusst sein, dass die meisten Autoren evangelisch sind. Daher sind die Ansichten auch eher evangelisch geprägt.
Du bist Theologin?
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Ja, ich habe katholische Theologie studiert.
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Ah, interessant!
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