Unfassbare Wesen

Christianes Schreibeinladung gilt dieses Mal den Wörtern Wiedergeburt, blümerant und antanzen.

Ideen sind unfassbare Wesen. Aus dem Hinterhalt tanzen sie an, um von unserem Hirn Besitz zu ergreifen. Manchmal blähen sie sich auf und werden zu fixen Ideen, die uns beherrschen wie ein Ohrwurm.

Ich leide derzeit vor allem unter einer Idee. Jawohl: Ich leide. Denn im Oberstübchen wird mir ganz blümerant, wenn sich im Kreise von Freunden oder Kollegen dieses Gesprächsthema abzeichnet: die Wiedergeburt. Geradezu zwanghaft verbindet es sich in mir mit der Frage, wie sinnvoll testamentarische Verfügungen für jemanden sind, der sich dem Kreislauf der Wiedergeburt verbunden weiß. Denn wer wiedergeboren wird, hinterlässt ja nichts, er macht nur vorübergehend keinen Gebrauch von seinem Eigentum. Kann eine Frage logischer sein? Nein? Und bescheuerter? Auch nein.

Eine fixe Idee ist es, und als solche hat sie meine sämtlichen Gehirnganglien verstopft, dass ich jedes seriöse Gespräch sprenge, sobald über den Buddhismus und dessen Lehre von der Wiedergeburt gesprochen wird, was glücklicherweise nicht so oft vorkommt. Aber es kommt vor.

Sie glauben gar nicht, wie hingebungsvoll man sich in geselliger Runde in das juristisch knifflige Problem verbeißen kann, ob und vor allem wie ein als Regenwurm Wiedergeborener seine Eigentumsrechte geltend machen kann. Ich erinnere mich, dabei einmal versprochen zu haben, diesbezüglich das Bundesjustizministerium zu kontaktieren, und ich schwöre: Ich hatte keinen Tropfen Alkohol in mir.

Dass mir in meinem Leben schon etliche hirnsprengende Ideen, etwa in Wahlprogrammen, über den Weg gelaufen sind, sei hier nur der Vollständigkeit halber und zu meiner Entlastung erwähnt.

Auf die Antwort des Bundesjustizministeriums warte ich noch immer.

Autor: Emsemsem

Ob gereimt oder nicht: Ich mach's und mag's kurz auf Emsemsem.net, wo es vorwiegend Aphorismen und Gedichte gibt. Ein paar Kleinigkeiten gibt es auch auf youtube.de/@emsemsem.

13 Kommentare zu „Unfassbare Wesen“

  1. Deine Auffassung würde bedeuten, dass man bei einer Wiedergeburt das Bewusstsein dafür behält, wer man in einem vorherigen Leben war, und das halte ich für, äh, diskutierbar. Im Falle der juristischen Vertretung des Regenwurms hättest du jedoch en passant auch die Frage der Tierkommunikation gelöst: Dir gebührt der Nobelpreis! Mindestens!
    Danke für die Etüde, ich sitze hier und kichere. 😀
    Morgenkaffeegrüße! 🌞🌳☕🍪🌼👍

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  2. Eine Wiedergeburt ohne Erinnerung? Tabula rasa? Das würde uns ja eher noch abwerten.. Da bräuchte an erst gar nicht nach eine Lichtschalter zu suchen.
    Die juristische Seite hatte ich noch gar nicht so auf de Schirm. Also für die Jugend; Augen auf bei der Berufswahl!

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  3. Wiederzukommen wie der Rosarote Panther … ja, das wäre doch mal eine Aufgabe für die Juristen, diese Was-wäre-wenn- Frage! Und für die Psychologen, die sich mit all den Kollateralschäden beschäftigen müssten.

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