Unnütz

Die aktuelle Schreibeinladung von Christiane bietet die Auswahl von fünf aus sechs Stichwörtern als da wären Wackelpudding, Hoffnungsschimmer, unverzeihlich, unverdrossen, knistern und nähen.

Der Wackelpudding ist erst einmal unnütz. Sein einziger Daseinszweck ist es, zu schmecken. Er gehört einfach verspeist und nichts sonst.

Das spricht keineswegs gegen ihn, zumal ich im Laufe meiner Jahre zur kulinarischen Einfachheit neige: möglichst nur das aus Lebensmitteln herausholen, was in ihnen steckt. Warum etwa soll ich einer Karotte geschmacklich unter die Arme greifen, wo sie von Natur aus eh schon schmeckt? Und der Wackelpudding ist (Achtung Pleonasmus!) Reinheit pur, der auf filigran-kulinaridchen Schnickschnack (von diesem noch ein Messerspitzchen, von jenem noch ein Prischen), nicht angewiesen ist. Ein Minimum an Zutaten, vor allem Wasser, genügt, und bald erblüht er in der Schüssel zu strahlendem Glanz. Ein wahrer löffelweise zu genießender Hoffnungsschimmer am Ende eines zermürbenden und stressreichen Arbeitstags.

Bei ihm muss man nicht fürchten, dass sein Verzehr wie bei einer Karotte plötzlich in eine unverzeihliche Katastrophe mündet, weil ein Sandkörnchen wieder einmal selbst die intensivste Bürstenreinigung überstanden hat und man nicht kaut, sondern knistert. Er bleibt, fern von derlei Widrigkeiten, unverdrossen auf Linie und will nur eines: uns erfreuen. Aber ansonsten ist er, wie gesagt, erst einmal unnütz.

Autor: Emsemsem

Ob gereimt oder nicht: Ich mach's und mag's kurz auf Emsemsem.net, wo es vorwiegend Aphorismen und Gedichte gibt. Ein paar Kleinigkeiten gibt es auch auf youtube.de/@emsemsem.

10 Kommentare zu „Unnütz“

  1. Du magst das Zeugs ja echt! 🤔🌝 Ich mag es seit letzter Woche immer noch nicht, aber ich stimme dir in einem herzlich zu: Die Welt braucht mehr Dinge, essbar oder nicht, die einfach nur erfreuen und nicht auch noch das Mäntelchen umgehängt bekommen, zu irgendwas nütze zu sein.
    Von daher: Er lebe hoch, der Wackelpudding! 😀
    Nachmittagskaffeegrüße! 😁⛅☕🍪👍

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  2. Der Text gefällt mir sehr gut. Vom Wackelpudding zur Karotte und wieder zurück schwadroniert und die Überhöhung von grell gefärbtem Zuckerwasser zu einem edel-einfachen Lebensmittel ist auch sehr gekonnt. Bravo!

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  3. Es liegt an Ihrem Alter, dass Sie Wackelpudding als unnütz ansehen oder auch nur als zum Verspeisen geeignet *grins*; denn das ist er mitnichten: er ist Bestandteil eines jeden Kindergeburtstags, je farbenfroher desto besser; bei einem spielerischen Wettbewerb, bei dem den Mitspielern die Augen verbunden werden und einer den anderen mit Wackelpudding füttern muss; bei Halloween, wo der Wackelpudding zum Schneckenschleim mutiert. Wer einen so hohen Stellenwert hat, der ist nicht unnütz 😉

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