Vor Kurzem kam ich beim Spazierengehen bei einem Schuh-Geschäft vorbei. Es warb mit Prozenten für Pflegekäfte. Verwundert hielt ich an. Warum gelten die Prozente nur für Pflegekäfte? Was sollte das werden? Seit Beginn der Pandemie war der Begriff systemrelevante Berufe in aller Munde. Auch gewisse Berufe gehören angeblich dazu, wie die hier angesprochenen Pflegekräfte. Keine Frage: Sie machen eine extrem wichtige Arbeit, die uns ermöglicht, gut zu leben. Doch was genau ist nun systemrelevant?
Eine genaue Abgrenzung für systemrelevante Berufe gibt es wohl nicht. Früher wäre die Definition wohl auch anders ausgefallen als heute. Heutzutage gehören auch Verkäufer und Busfahrer zu den systemrelevanten Berufen. Doch wie sieht es mit dem IT-Consultant, IT-Entwickler, Assistenten, Geschäftsführer oder anderen Berufen aus, die zwar nicht entweder im Gesundheitswesen oder im Lebensmittelhandel oder beim öffentlichen Nahverkehr arbeiten? Sind diese Berufe nun alle überflüssig?
In einer sozialen Marktwirtschaft sind diese Berufe allerdings meiner Meinung nach alles andere als überflüssig. Jeder Beruf, jede Arbeit trägt seinen Wert zur Gesellschaft bei.
Die ganze Diskussion um systemrelevante Berufe zieht eine verzerrte Sicht auf die Berufe nach sich. Auch werden hier plötzlich andere Wertesysteme angesetzt. Selbst wenn man im Gesundheitswesen nicht unbedingt viel verdient, wurden sie plötzlich mit mehr Respekt angesehen. Jedoch war dies nur von kurzer Dauer. Mittlerweile hat sich auch das abgeflaut und die Versprechen für mehr Gehalt – was meiner Meinung wichtiger gewesen ist – wurden nur schwach umgesetzt. Unabhängig davon hält jeder noch so geringe Beruf unsere Gesellschaft und unseren Standard aufrecht, vom einfachen Hilfsarbeiter bis hin zum gut verdienenden Geschäftsführer. Ohne eine funktionierende Wirtschaft wäre diese Gesellschaft in dieser Zeit nicht so weit entwickelt.
Was meint Ihr? Gibt es überhaupt systemrelevante Berufe? Kann man sie von anderen Berufen unterscheiden?
Allerlei Gedanken 
Eine wesentliche Frage ist ja auch: Relevant in welchem und für welches System?
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„Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage“ 😉
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Du hast recht
Aber: manche Verkäuferinnen funktionieren prächtig, reagieren allzeit adäquat. Ohne solche Leute würde es nicht funktionieren. Leute, die klaglos und mit Engagement ihre Arbeit tun.
Da ziehe ich den Hut.
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Das streite ich nicht ab. In mir sträubt sich allerdings, zu sagen, dass nur sie für das jetzige System wichtig wären und dass ihr Engagement hervorgehoben wird, wogegen in den anderen Berufen genauso engagierte Leute zu finden sind wie Zimmerer, Reinigungskräfte, Umzugsleute oder auch Leute, die im Büro arbeiten.
Und das würde implizit gemacht, als die Leute an den Balkonen Applaus gespendet haben, als ob andere ihrem Beruf nicht genauso engagiert nachgehen würden und nicht auch für den Erhalt des Systems beitragen.
Das heißt nicht, dass ich nicht diejenigen, die als Verkäufer arbeite abwerten möchte. Dazu muss ich noch ergänzen, dass ich selbst für ein paar Jahre als Verkäuferin in einer Metzgerei gearbeitet habe und ich auch noch Freunde habe, die dort arbeiten. Ich habe das auch mit Engagement und Leidenschaft gemacht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, was man da leisten muss. Die Bezahlung dafür ist meistens zu niedrig. Jedoch wird man das mit dem Mindestlohn nicht regeln können.
Den Apllaus selbst habe ich daher mit meiner Erfahrung eher als lächerlich empfunden, da dies teilweise nur eine Mode-Erscheinung war und es sich nichts anderes geändert hat.
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Der Applaus ist tatsächlich lächerlich. Auch die Musik auf den Balkonen für das zuerst geplagte Italien.
Die Haltungen haben sich ja auch nicht geändert. Schon wieder wird verreist wie in allen Tagen, sogar in Risikogebiete.
Die Frage ist ganz allgemein: Wann und wodurch lernt der Mensch?
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Ich glaube, dass das Problem eher ist, dass es eine abstrakte Gefahr ist, die viele gar nicht sehen, weil sie unsichtbar für sie ist.
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Das erleichtert, daß man sich dann auch sagt: Ich will mich nicht mehr einschränken.
Gestorben wird ja auch anonym. Mein Nachbar erzählte mir von einem Bekannten, der durch seine Frau angesteckt wurde, die von einer OP zurückkam.
Hier auf WP gibt es ja auch 2 Longcovidfälle, die erzählten aber auch nur einmal über ihr Leiden. Will ja keiner hören.
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Ja, das will leider kaum jemand lesen oder sich damit auseinandersetzen.
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