
Die Schreibeinladung von Christiane birgt wieder einige Herausforderungen. Ich habe die Wörter Korsett, rechtsdrehend und dampfen in einer kleinen Geschichte um einen Ikea-Schrank eingebunden.
Der Schrank sei kinderleicht aufzubauen. Man müsse nur ein paar rechtsdrehende Bewegungen mit den Schraubenzieher machen und schon stehe der Schrank. Auf diese Worte vertrauend fuhren wir voller Euphorie heim. Mein Mann fühlte sich an der Ehre gepackt, diese Aufgabe zu bewältigen, so dass er sagen konnte, wie leicht es doch sei, solch einen Schrank aufzubauen.
Als wir zu Hause auspackten, fielen zahlreiche Beutel mit den verschiedensten Zahlen- und Buchstabenkombinationen heraus. Mein Mann las sich die Anleitung durch und ich sortierte die Beutelchen. Als ich schon längst fertig war, merkte ich, dass die Anleitung doch nicht so einfach sein konnte, obwohl sie nur Bilder und diese Zahlen- und Buchstabenkombinationen enthielt. Die Gehirnzellen meines Mannes schienen zu rattern und schließlich auch zu dampfen, so sehr versuchte er, das zu verstehen. Seufzend legte er die Anleitung weg und begann die Arbeit. Ich reichte ihm schweigend das Gewünschte.
Nach einer gewissen Weile schien es so, als ob das Gerüst zum Schrank stehen würde. Jedoch lagen viele Schrauben ungenutzt herum und manche Schrauben schienen zu fehlen. So sortierten wir noch einmal neu, fanden die fehlenden Schrauben und waren uns sicher, jetzt den Aufbau zu schaffen. Aber auch diesmal lag der Fehler im Detail. Türen gingen nicht ganz zu, Schubladen hakten.
Der gesellschaftliche Zwang, einen Ikea-Schrank aufbauen zu können, hatte uns an der Ehre gepackt und sich wie ein Korsett um uns gelegt. Doch wir mussten dieses nun aufbrechen und eingestehen, dass wir es nicht konnten. Wir holten uns nun professionelle Hilfe. Letztlich schaffte der Experte es trotz einiger Probleme und wir waren glücklich, unserem Besuch einen Ikea-Schrank präsentieren zu können. Selbst wenn sie nach dem Aufbau fragen werden, würden wir in verherrlichender Manier sagen: „Es ist kinderleicht, solch einen Schrank aufzubauen.“
Wenn ich dazu auch noch an die optische Darstellung dieser Anleitungen denke, die oft nur mit Lupe zu lesen ist, habe ich den Verdacht, die Hersteller wollen gar nicht, dass man sie versteht, weil wir uns für zu dumm halten und beschämt von einer Beschwerde absehen.
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Das stimmt. Man hat selbst ja immer den Verdacht, dass es an einem selbst liegt.
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Ich habe neulich einer Freundin geholfen, eine simple Kommode aufzubauen. Die war zwar nicht von IKEA und (ich fürchte) auch nicht sonderlich komplex, aber bis sie stand, habe ich sie tausendmal verflucht und Hochachtung vor professionellen Aufbauern bekommen. Insofern weiß ich das, was du da beschreibst, mehr als zu würdigen 😁
Sonnige Sonntagmorgenkaffeegrüße 😁🌞🌼🌷☕🍩👍
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Hallo Christiane,
Ikea steht hier natürlich stellvertretend für alle solche Modelle. Ich kann es nachvollziehen. Bis ich meinen Gadarobe damals aufgehängt habe, verging eine Weile. Das habe ich bei dieser Geschichte mit verarbeitet.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag Monika
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Anscheinend nicht umsonst hat man in Deutschland einen Gegenslogan zu Ikea „Schraubst du noch, oder wohnst du schon?“ verbieten lassen.
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Das stimmt allerdings. Merkwürdig, wie sich so manche Vorstellungen einprägen.
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