Am Ostersonntag stand bei der Familie Müller – wie bei vielen anderen Familien auch – das jährliche Ostereiersuchen an. Die Eltern machten sich, wie jedes Jahr, viele Gedanken darum, wo sie im Haus und im Garten die Eier verstecken konnten. Zu leicht sollte es ihren Kindern ja nicht fallen. Allerdings durfte es auch nicht zu schwer sein, damit sie nicht frustriert waren. Am Vorabend also versteckten Xaver und Eva zahlreiche Eier und kleine Geschenke im ganzen Haus. Den Garten nahmen sie sich in der Früh vor, damit weder der Frost noch die Tiere ihnen einen Strich durch die Rechnung machen konnten. So wähnten sich die Eltern in der trügerischen Sicherheit, dass alles sehr gut vorbereitet sei und die Kinder nun ihren Spaß am Suchen hätten, wie es schon die Jahre zuvor immer war.
Als ihre Kinder Anna und Klara aufwachten, waren beide schon ganz aufgeregt. Der Plan der Eltern war, die Eiersuche nach dem Frühstück zu beginnen und vor dem Gottesdienstbesuch zu beenden. Jedoch wie man so schön sagt: Der Mensch denkt, Gott lenkt. Nicht alles ließ sich einplanen.
Die Suche im Garten lief zunächst gut an und die Mädchen hatten ihre Freude daran. Im Haus jedoch ging es schleppender vorwärts, da die Eier in allen 3 Stockwerken und dem Keller versteckt waren. Da aber noch eine gute Stunde Zeit war, waren Xaver und Eva noch guter Dinge. Klara und Anna sollten es ja auch nicht zu leicht haben! Nach einer halben Stunde jedoch war noch nicht einmal die Hälfte der Eier gefunden und die Frustration bei den Mädchen wuchs. Um sie aufzuheitern, halfen die Eltern ihren Kindern bei der Suche. Jedoch: Die Zeit wurde immer knapper und auch Xaver und Eva wurden immer hektischer. Sie wollten doch noch in den Gottesdienst. Als es Zeit war, zu gehen, beschlossen sie die Suche nach dem Mittagessen fortzusetzen.
Gut gestärkt in Geist und Körper nach dem Gottesdienst und dem Mittagessen begannen sie den zweiten Teil der Suche. Xaver und Eva hofften auf ihr Glück, die Eier zu finden. Warum aber brauchten sie Glück? Eigentlich müssten sie doch wissen, wo die Eier versteckt waren. Da ist doch kein Glück notwendig, nur ein bisschen Führung der Kinder in die richtigen Ecken. Jedoch kam das Unglück hier zustande, weil Xaver und Anna nicht mehr wussten, wo und wie viele Eier sie versteckt hatten. Auch hatten sie so gut versteckt, dass selbst sie diese sehr schlecht finden konnten. So machten sie sich trotzdem nach dem Mittagessen hoch motiviert auf die Suche, gemäß dem Motto: Ein Haus verliert nichts. Dieser Satz ist zwar wahr, aber es dauert manchmal seine Zeit, bis man Sachen wieder findet – selbst in einer kleinen Wohnung, wie muss es da in einem Haus aussehen?
Das muntere Eiersuchen am Nachmittag fand kein Ende, Anna und Klara machten sich schon die ganze Zeit darüber lustig, dass ihre Eltern nicht mehr wussten, wo die Eier versteckt waren. Die Frustration stieg also auch bei den Eltern, bis sie es abends letztlich aufgaben, weiter zu suchen. Das Sprichwort, dass das Haus nichts verliert, bewahrheitete sich dann in den nächsten Tagen, als nach und nach die Eier gefunden wurden. Einmal kam sogar Anna angerannt und verkündete verschmitzt: „Ich habe die restlichen Eier gefunden!“ Sie führte ihre verdutzten Eltern zum Kühlschrank und deutet darauf: „Hier sind die restlichen Eier!“ Ihre Eltern lachten herzlich und nahmen sich vor, nie wieder in eine solche Verlegenheit zu geraten. In den nächsten Jahren versteckten sie die Eier leichter und – auch wenn es eigenartig klingen mag – schrieben sich die Verstecke auf, damit sie nie wieder eine solch lange Eiersuche über einige Tage erleben werden.
In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Lesern eine muntere, fröhliche und hoffentlich erfolgreiche Eiersuche und ein schönes Osterfest.