Ich habe den Eindruck, dass diesen Beruf überwiegend Frauen ausüben. Aber glauben Sie mir: Die wissen sich Männern gegenüber, insofern es sich um Patienten handelt, meisterhaft zu behaupten, und ihre körperliche und geistige Stärke, die für so einen Beruf unbedingt erforderlich ist, beziehen sie gewiss nicht aus der feministischen Literatur, sondern aus ihrem beruflichen Alltag.
Obwohl ich bestimmt alles andere als ein Masochist bin, so muss ich schon auch zugeben: Ich habe, während die „schmerzadaptierte“ Behandlung, wie Fachleute sagen, ihrem Namen alle Ehre machte, durchaus vergnügliche Momente erlebt.
Es gibt bei mir um die Schulter herum eine Stelle, an der ich äußerst kitzlig bin. Wenn mich nun meine Therapeutin an eben dieser Stelle massierend durchwalkt, als wäre ich ein fühlloser Teigklumpen, ist mir eigentlich nach Schreien zumute, weil es richtig weh tut. Aber ich schreie nicht. Statt dessen lache ich wie ein verrücktes Huhn, weil es richtig kitzelt. Der Impuls zu lachen ist bei mir offenbar stärker als der vor Schmerz zu schreien. Da auch eine Therapeutin nur ein Mensch ist, überträgt sich das Lachen auf sie, so dass sie für einen Augenblick sogar die Griffe lockern muss, aber bestimmt nicht länger. Vor allem aber ist sie zum Glück Profi genug, dass sie aus meinem Lachen nicht den falschen Schluss zieht und nach dem Motto „Der scheint’s zu vertragen“ dann noch fester zulangt.
Einmal erzählte sie mir, wie sie sich mit einer Patientin über Familie und Beruf unterhalten hatte. Small Talk eben, wie er auch bei Staatsempfängen und ähnlichen Anlässen gepflegt wird, wenn man sich über das Wetter schon lange genug ausgelassen hat. Nachdem diese Patientin von sich erzählt hatte, wendete sie sich der Therapeutin zu und fragte allen Ernstes: „Und Sie? Was machen Sie beruflich?“