
Heute am Heiligen Abend werde ich statt eines Heiligen ein paar Gedichte zur Einstimmung auf das Weihnachtsfest zitieren. Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest und frohe Festtage.
„Weihnachten
Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit,
und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
schöne Blumen der Vergangenheit.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
und das alte Lied von Gott und Christ
bebt durch Seelen und verkündet leise,
daß die kleinste Welt die größte ist.“
–Joachim Ringelnatz (1883-1934) gefunden bei Weihnachtsgedichte.de
„Vom Christkind
Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde,
das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.
Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihre Naseweise,ihr Schelmenpack –
denkt ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!“
–Anna Ritter, 1865-1921, deutsche Schriftstellerin, Dichterin gefunden auf Weihnachtsgedichte-sprueche.net
„Weihnachtsgeschenke
Weihnachtsgeschenke!
Ich denke
Dabei an die infame
Weihnachtsreklame,
An Weihnachtstischdichter
Und ähnlich Gelichter,
An das Paradies der Weihnachtsbasare,
An Schwindelware,
An abgehetzte Kommis,
Brutale
Prinzipale,
Patzige Käufer,
Keuchende Botenläufer,
An arme Laffen,
Die vor den Ladenfenstern gaffen;
Ich denke an Elend, Habsucht, Neid und Protzerei,
An Mißduft, Gedränge und Geschrei.
Die Weihnachtsgeschenke haben entweiht
Die liebe, heilige Weihnachtszeit.
Dafür ist aber der Weihnachtsmarkt
Ein „eminent
Volkswirtschaftliches Moment.“
Unschuldige, süße Pfeffernüsse
Und den weiland
Frieden
Schenk uns der Heiland!
–Franz Joseph Koenigsbrun-Schaup, 1857 – 1916 gefunden im Forum von leo.org
„Einsiedlers Heiliger Abend
Ich hab‘ in den Wehnachtstagen –
Ich weiß auch, warum –
Mir selbst einen Christbaum geschlagen,
Der ist ganz verkrüppelt und krumm.
Ich bohrte ein Loch in die Diele
Und steckte ihn da hinein
Und stellte rings um ihn viele
Flaschen Burgunderwein.
Und zierte, um Baumschmuck und Lichter
Zu sparen, ihn abend noch spät
Mit Löffeln, Gabeln und Trichter
Und anderem blanken Gerät.
Ich kochte zur heiligen Stunde
Mir Erbsensuppe und Speck
Und gab meinem fröhlichen Hunde
Gulasch und litt seinen Dreck.
Und sang aus burgundernder Kehle
Das Pfannenflickerlied.
Und pries mit bewundernder Seele
Alles das, was ich mied.
Es glimmte petroleumbetrunken
Später der Lampendocht.
Ich saß in Gedanken versunken.
Da hat’s an der Tür gepocht,
Und pochte wieder und wieder.
Es konnte das Christkind sein.
Und klang’s nicht wie Weihnachtslieder?
Ich aber rief nicht: „Herein!”
Ich zog mich aus und ging leise
Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott,
Und dankte auf krumme Weise
Lallend dem lieben Gott.“
— Joachim Ringelnatz (1883-1934) gefunden bei ziemlichkraus.de
Auch Dir schöne Feiertage.
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Danke dir auch. Liebe Grüße Monika
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Gesegnete Weihnachten auch dir, liebe Monika 🙂 .
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