Seitdem ich es das erste Mal gelesen habe, finde ich dieses Gedicht sehr schön. Das Gedicht entstand 1902 oder 1903. Der genaue Zeitpunkt ist nicht zu bestimmen. Als Vorstufen des Gedichtes gelten: Die Prosaskizze „Der Löwenkäfig“ in „Rilke und die bildende Kunst“ und „Die Aschanti“ in „Buch der Bilder“. Da im „Jardin des Plantes“ in Paris exotische Tiere gezeigt wurden, den Rilke in den Jahren 1902 bis 1906 mehrfach besuchte. Zu dem Garten selbst gibt es eine besondere Geschichte.
Während der französischen Revolution wurden im Jahr 1793 alle exotischen Tiere an die Forscher des Jardin des Plantes ausgeliefert. Sie sollten sie schlachten und ausstopfen. Diese ließen jedoch die Tiere am Leben, und so entstand die Ménagerie du Jardin des Plantes, der älteste Tiergarten, den es heute noch gibt.
https://www.deutschland-lese.de/index.php?article_id=294
Der Panther gehört zu den Dinggedichten. Dieser Terminus allerdings wurde erst 1926 vom Germanisten Kurt Oppert geprägt. In einem Dinggedicht geht es um „lebendige und leblose Objekte, Kunstgegenstände, Situationen oder Vorgänge“ (Wikipedia). Mit dem Anspruch die Dinge zu kopieren oder wiederzuspiegeln sieht man bei den Dinggedichten Rilkes die Verwandlung des Außen in ein Innen. Auch innere Erfahrungen fließen in diese Gedichte mit ein. Daher denke ich, dass „Der Panther“ dadurch auf mich sehr faszinierend wirkt.
DER PANTHER
IM JARDIN DES PLANTES, PARIS
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
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Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
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sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Der_Panther
Robert Musil sagt über Rilke: „Dieser große Lyriker hat nichts getan, als dass er das deutsche Gedicht zum erstenmal vollkommen gemacht hat“.
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