Es war einmal im Jahre 2009…
Jetzt sind sämtliche noch verfügbaren Glühbirnen diesseits des Weißwurstäquators auf Alarmstufe rot zu stellen: Die Einwohnerzahl Bayerns ist erstmals seit 1984 rückläufig. Selbst die Tatsache, dass die „Liberalitas Bavariae“ inzwischen sogar liberale Minister duldet – selbst sie ist nichts im Vergleich zu dieser traurig-sensationellen Mitteilung des statistischen Landesamtes.
Nicht auszudenken, wenn der schlimmste anzunehmende Fall einträte und die Tage des Freistaates unter weiß-blauem Himmel tatsächlich gezählt wären: Dann löste sich auch jener zartschmelzende Dialekt, der schon Kinder fehlerfrei und ohne Verletzung der Sprechwerkzeuge ein Wort wie „Oachkatzlschwoaf“ (Eichhörnchenschweif) sagen lässt, ins hochdeutsche Nirwana auf. Niemand lehrte mehr die von jenseits der Stammesgrenzen kommenden Wirtshausnachbarn das korrekte, dem Ausschlürfen von Austern nicht unähnliche „Aussuzln“ der Weißwurst. Folglich drehte sich auch niemand mehr grantig zur Seite, wenn es schon High Noon und fürs Weißwurstfrühstück zu spät ist und die bayerische Delikatesse außerdem unzulässigerweise neben Kartoffelsalat und scharfem Senf auf dem Teller liegt.
Aber selbst das wäre noch nicht alles. Hinfort würde das geheime Wappentier der Bayern, der legendäre Wolpertinger, die Liste der ausgestorbenen Arten anführen. Jenes Wesen also, das sich aus Bescheidenheit hinter dem bayerischen Löwen verbirgt und nur in einem von Laptops und Lederhosen umsäumten Lebensraum gedeihen kann.
Wer nun meint, diese Sorgen seien unbegründet, der hat eine andere Meldung nicht verstanden, die neulich gleich nach den neuen Schweinegrippefällen gebracht wurde: Beim Neanderthaler fing das Aussterben genauso an. Erst sei er, hieß es, weniger geworden und dann ganz aus der Geschichte verschwunden.
Das war, wie gesagt, einmal im Jahre 2009…